Das Boot ist eine Zeitmaschine

Da bin ich inzwischen schon wieder ein Jahr älter geworden und hätte es fast nicht einmal bemerkt. 34 Jahre also, hmmm. Nunja, wenn ich die Zeit anhalten möchte, dann sollte ich mir dringend ein anderes Projekt aussuchen. Kann es für Außenstehende, in einem anderen Inertialsystem, nicht schnell genug gehen – im Boot selbst verbiegt sich bereits Zeit und Raum. Zeitdilatation. In den letzten Wochen ist unglaublich viel passiert, und vielleicht sollte ich wirklich einmal ein Buch darüber schreiben, oder zwei oder zwanzig. Es würde nicht mangeln an Erlebnissen – und weniger werden es sicher auch nicht ab Dezember. Fast täglich versuche ich, wo immer ich gerade im, am oder auch unterm Boot liege, ein Meldung in den sozialen Netzwerken abzusetzen – aber nun ist es wieder einmal an der Zeit das Erlebniskondensat der letzten Tage und Wochen in einen neuen Blogeintrag zu gießen. Nur noch drei Monate, zwölf Wochen, dann lege ich ab. „Ob ich denn Lampenfieber hätte?“, werde ich nun fast täglich gefragt, „ob ich aufgeregt sei?“. Braucht es wirklich eine Antwort darauf?

Das Boot lag nun einige Zeit im Wasser, wir beide haben fast ein Dutzend Unwetter, teils schwere Gewitter gemütlich überstanden und wir sind, würde es nun noch beladen werden, eigentlich bereit für die Reise. Meinem Perfektionismus ist es allerdings geschuldet, dass nun doch noch für einige Operationen im September das Werkzeug gewetzt wird. So wandert der Meerwasserentsalzer in eine andere Luke, etwas weniger vom Kondenswasser belastet; die Isolation im Innenraum wird modifiziert (ebenfalls dem Kondenswasser geschuldet) oder auch ein Sonnenschutz (Netz) fehlt noch. Doch soweit so gut: Bonusprobleme, Zeit dafür sollte sich noch finden.

Bifröst liegt hervorragend im Wasser, machte eine tolle Figur vor den Kameras und, wo ich mich richtig in die Ruder legte, schiesst sie mit 2.5 Knoten in den Sonnenuntergang. Die neuen, hochspeziellen Gleitlager für den Rudersitz sind eingebaut, Navigations- und Kommunikationsequipment läuft probemlos und die Leistung der Centrolsolar Solarzellen ist einfach nur phantastisch. Natürlich habe ich mit beiden Panels zu je 105 Watt ordendlich „Power“ auf dem Dach, aber vor allem wo die Sonne schwächelt, zeigt sich, dass es vor allem die Effizienz der Zellen ist, die mir ein Weitladen der Batterien ermöglichen. Bei knappem Sonnenstand im Winter von nur 30° in Portugal, werde ich diese auch benötigen.

Nun wird es also Zeit das Boot mit den benötigten Lebensmitteln zu beladen. Die 450 gefriertrockneten Menüs, in all der großen Sortenvielfalt, die mit den Experten vom Outdoorfoodshop zusammengestellt wurden, sind bereits in den Luken verstaut, nun folgen fast 400 Clif Bar Riegel, kiloweise leckere Schokolade, Bonbons, Saatgut, gesunde Naturprodukte und eine große Vielfalt an Wetfood (Lebensmitteln, die ohne Zugabe von Wasser zubereitet werden können), Konserven, Nüssen, Eiweißriegeln. Dank Wasgau kommen diese per LKW direkt ans Boot. Dann beginnt das Lukentetris. Nicht nur das hunderte an Kilogramm überhaupt erstmal unter Deck Platz finden müssen, nein, das Boot muss dabei auch noch getrimmt werden. Wer die Anzahl und Größe der Kartons hier sieht, und versucht sie anzuheben, der schlägt meist die Hände über dem Kopf zusammen und der nächste Satz beginnt dann mit ziemlicher Sicherheit mit dem Wörtchen „Wie?“

Die Brenntests der beiden Titan Gaskocher, die mir Bergzeit unter anderem zur Verfügung gestellt hat, wurden ebenfalls erfolgreich abgeschlossen – der genaue Gasverbrauch ermittelt. Er liegt exakt im Bereich dessen, was theoretisch vorher errechnet wurde. Perfekt! Ich werde 8 Gaskartuschen zu je 450g weit, weit entfernt vom Schlafbereich, tief im Kiel verstauen. Ja, somit sind in Kürze also Lebensmittel mit einem Gesamtnähwert von täglich 6000 bis 8000kcal für deutlich mehr als die 4 Monate an Bord, dazu Brennstoff, Kocher und Geschirr. Auch nicht zu unterschätzen: Der Bedarf an Getränkepulvern, die das Trinkwasser aufpeppen, bzw. mich mit zusätzlichen Kalorien versorgen.

Auch das Satellitentrackingsystem ist nun einsatzbereit. Die Details gebe ich Euch in Kürze weiter, aber das Boot wird wie geplant während der ganzen Reise seine Position in regelmäßigen Abstanden über Inmarsat-Satelliten an das Team von Satpro übermitteln, die die Daten dann grafisch aufbereiten und veröffentlichen.

Also, so langsam können wir uns für einen Countdown warmmachen. The blog is available in german, but due to the increasing interests, we are going to translate all content at the moment. Please come back agian soon.

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