Die Welt im Wahn …

Freiheit bedingt auch Ehrlichkeit, Vertrauen, Rücksicht und Verantwortung. Wir lügen uns doch nur unsere Ängste, unsere Rücksichtslosigkeit und Verantwortungslosigkeit zur Freiheit – wir sind schonungslos mit der Natur, mit anderen Menschen und vor Allem mit uns selbst. Wir haben nicht mal die eigenen Gedanken im Griff, aber wollen [stattdesen?] die ganze Welt kontrollieren, befrieden und befreien. Und wo wir versagen, regiert höchstens noch Mitleid und Verzweiflung statt Mitgefühl und Zuversicht. Unser Vertrauen gewinnen wir nur durch garantierte Sicherheiten und totale Kontrolle – durch starre Verhaltensmuster, mit denen wir uns sicher und unbeirrt – jeden Tag aufs Neue – vom Weckerklingeln zum nächsten Weckerklingeln durch das Leben navigieren. Macht statt Demut, über alles und jeden. Verurteilung statt Vergebung, Erwartungen statt Erfüllung. „Und morgen wird alles anders!“

Einfach mal die grellen Computerbildschirme ausknipsen, das Debattieren einstellen und eine Nacht allein durch den stockfinsteren Wald wandern, dann begreift man, dass der Kopf das eigentliche Gefängnis ist – und wir haben darin lebenslänglich! – egal wohin wir mit ihm reisen dürfen. Wir lieben uns selbst nicht und wir können uns oft nicht mal mehr in Partnerschaften fallenlassen und geborgen fühlen … wir leben das Leben der anderen, die auch nicht ihr eigenes Leben leben … und mit ihnen debattieren wir über Freiheit und Werte, die es nun zu verteidigen gilt

… „wir werden gnadenlos sein“, mit denen, die gnadenlos sind, sagte François Hollande eben. Die, die hassen, werden wir hassen, weil sie hassen …

Ja, gut gebrüllt Löwe! Und erst wenn Terroristen in exportierten französischen Leclerc Panzern an Frankreichs Grenzen stehen, wirst auch du begreifen, dass jedwedes Anheizen von Gewaltspiralen nicht im Paix Universelle – im Weltfrieden – enden wird, sondern im Weltenbrand.

Die Ursache all dieses Hasses ist, dass wir unsere Wertesysteme der unbegrenzten Möglichkeiten, die eben doch keiner mehr nutzen kann – unsere vermeintlichen Freiheiten, unsere Scheindemokratien und konsumabhängige Wirtschaft auch noch und um jeden Preis im hintersten Winkel der Welt installieren wollen. Warum? Genau, weil alles, was keine Alternative mehr kennt, alternativlos richtig sein muss. Damit eure Allmachtsfantasien und euer Geld auch dort herumhuren können. Und dann kann man sich im Spiegel der ganzen Welt selbst bestaunen und auf die Schulter klopfen.

Doch leider wehren sich die Verweigerer heute nicht mehr nur mit Pfeil und Bogen, sondern mit Sprengstoff und am Ende mit modersten Panzern und Raketen. Und mit Feuerwasser und Entertainment lassen sie sich auch nicht ablenken und überzeugen – sie wollen es einfach nicht fressen! Und je mehr ihr sie mit vorgehaltener Waffe zum Fressen zwingen wollt, desto aggresiver werden sie. Und der Fortschritt überholt sich selbst- und die Märkte, die ja ewig wachsen müssen, wachsen euch nun über den Kopf, wo sie sich territorial nicht mehr ausdehnen können.

Die halbe Welt „betet“ nun für Paris, gegen den Gotteswahn der Terroristen. Und sperrt sich aus Angst dann doch gegen noch mehr Flüchtlinge, die genau vor diesem Terror weglaufen. Alle Religionen sprechen von Vergebung … aber es braucht eben Mumm und Vertrauen, dem, der uns ohrfeigt, auch noch die andere Backe hinzuhalten. Mut habt ihr alle nicht, nur Angst – und Vertrauen erkauft ihr euch als vermeintliche Sicherheiten durch noch mehr Macht und Kontrolle. Ihr seid Feiglinge, die Angst davor haben, dass ihr Kartenhaus zusammenfällt… nichts anderes. Und am Ende habt ihr Angst vor allem und vor jedem … sogar vor dem eigenen Volk.

Hauptsache Feinde wenigstens, überall … die euch was wegnehmen wollen, Besitz, Überzeugungen, Sicherheiten … dann muss der Standpunkt ja goldrichtig sein. Und nun versucht ihr mit noch mehr Kontrolle die Welt wieder unter Kontrolle zu bringen, die erst durch euren Kontrollwahn (Macht!) außer Kontrolle geriet. Ich habe nur eine Diagnose für dieses Verhalten: WAHN!

Und es gibt im klinischen Alltag auch einen induzierten Wahn (ICD F24) … und damit steckt ihr euch alle gegenseitig an, und mit dem wollt ihr auch uns noch anstecken!

Ein System das kein echtes Miteinander mehr kennt, ist auf Feindbilder angewiesen, die noch weniger Miteinander kennen. Und um sich weiter zu legitimieren, ist so ein System darauf angewiesen, in sich selbst beziehungsunfähige Alleinkämpfer heranzuzüchten, die zueinander in Konkurenz und Misstrauen stehen, denen nichts und niemand mehr reicht, die aber wenigstens am Abend erschöpft und still und satt sind. Das System übernimmt dann die Rolle der Familie und des Vermittlers, es „kümmert“ sich jetzt, um Alte, um Kranke, um rebellierende Kinder, um chronisch Gelangweilte, um Überforderte … um Vereinsamte. Statt mit Geborgenheit beruhigt und befriedet es seine „Kinder“ mit vermeintlichen Zuwendungen, mit Sicherheiten und Garantien.

Mit indoktrinierten Lebenswegen aus Schulbüchern und mit Rollenbildern und Idealen aus den Medien, sorgt es dafür, dass jeder immer gut beschäftigt und abgelenkt ist, sich permanent selbstoptimiert und in allem nach Höherem und Besserem strebt und dort auf die große Erfüllung hofft. Immer ein Ziel vor Augen …. immer noch hoffen und träumen! Doch Ankommen und Zufriedenheit wären der Stillstand, und so steigen mit immer neuen Möglichkeiten und Bedürfnissen, die generiert werden, auch die Abhängigkeiten von der Last des Erreichten und die Enttäuschungen darüber, wo so Vieles doch nicht zu verwirklichen ist. „Hamsterräder, die von innen wie Karriereleitern aussehen“. Und an dieser Flasche aufgezogen, schreit das Kind dann auch, wo man droht im die Flasche zu wegzunehmen – es weiß nicht, dass es etwas anderes Fressen könnte.

Der Überlebensinstinkt ist die größte Kraft im Menschen – überleben zu dürfen allein, kann sich wie Freiheit anfühlen, wo die Angst vorm totalen Scheitern nur gut genug betäubt oder ignoriert werden kann. Doch wie frei man wirklich ist, offenbart sich, wenn alle Sicherheiten und Regeln wegbrechen … und die Menschen wirklich mal unkontrolliert aufeinander statt miteinander losgelassen werden

Sorry, kuscheln ist morgen wieder. #janices5cents