Irgendwo dazwischen

Ich habe zu viel gesehen und mich fast auch verloren darin; das Wesentliche geriet mir aus dem Sinn. Das alles zu begreifen, ist unmöglich, das musste ich lernen. Und jetzt würde ich gern anderes wieder lernen. Ich hatte keine Zeit mehr für die schönen, sinnvollen und aufregenden Dinge des Lebens, – meine Neugier wich eher einer Gier nach einem Hyper-Leben, was letztlich am Ende nur ein Überleben war. Dabei will ich seit Jahren eigentlich nur diese Komma-Regeln lernen oder mich entscheiden, wie ich die zweite Lebenshälfte denn nun konkret angehen will.

Und da stehe ich Verstandsding nun wie ein Cherubin mit Flammenschwert auf dieser Brücke in mich hinein, und aus mir heraus und versperre oft den Weg noch. In beide Richtungen. Einige sagen ich wäre nur eine Mauer oder eine Wand, aber die glauben ihren Augen im Herzen nicht!

Schaue ich hinter mich, aber auch vor mich, ist da viel Licht und Hitze. Und auch große Dunkelheit und Kälte. Da brennt ein gewaltiges Feuer auf beiden Seiten, das mir oft Angst macht. Und das mich schon ein paarmal einfach wie eine Feuerwalze überrollt hat, und dann stand ich da und mir rauchte mein Kopf, wie ich das alles bloss löschen soll, und was nur alles noch in Brand geraten könnte. Manchmal denke ich, das könnte ein großes Weltenfeuer sein, und nur ich auf meiner Brücke brenne nicht, ein Weltenfeuer, in dem ganze Sterne und Galaxien geboren werden. Solange ich nicht zu nah dran bin, ist es ok. Dann ist es warm und hell, und nicht zu heiß und nicht zu blendend. Aber manchmal möchte ich schon ein bisschen näher dran.

Aber dann ist da eben auch noch ein Weltenmeer, und das ist auch unberechenbar! Mal ist es so kalt und tief und dunkel, – jedes Feuer erlischt in seiner Gewaltigkeit. Aber auch dieser Ozean kennt gewaltige Flutwellen, die mich mal überrollen und mein Gedankenfeuer löschen. Und da komme ich dann wieder an irgendeinem Strand zu mir, und weiß überhaupt nicht, wohin ich da jetzt gespült wurde. Es war einfach nur Still, ich war einfach nur weg. Bin ich nicht zu nah dran, und es ist nicht zu unruhig, dann ist es okay, dann ist es kühl und ich kann sogar schwimmen und ein bisschen tauchen. Aber manchmal würde ich diesem Wasser schon gern auf den Grund gehen.

Letztlich aber ist nie mehr passiert, als ich am Ende doch bewältigen konnte, aber hey!, das ist schon alles „viel“, oder?
Und diese Sehnsucht oft! Habe ich dir von ihr erzählt? Sie hat so viele Facetten. Mal scheint sie im Weltenmeer geboren, mal im Weltenfeuer. Mal will sie gelöscht werden, mal will sie lichterloh brennen.
Und dann ist da diese Dunkelheit in mir selbst eben, die ich nicht durchschauen kann. Angst, Schmerz, so viel Ungewissheit. Manchmal denke ich, es könnte der Schmerz der ganzen Welt sein.

Ich mache das doch ganz gut, oder? Ich kleines Gedankending, das keine dreißigtausend Worte verstehen kann. Eigentlich will ich mich nur sicher fühlen, und nicht verlieren. Dann versuche ich alles richtig zu machen und die Kontrolle zu behalten. Aber eigentlich habe ich gar keine Kontrolle über diese Dinge hinter mir oder vor mir. Und machmal scheine ich alles zu sein, was Innen und Außen überhaupt nur trennt. Und vielleicht ist das auch alles was ICH bin. Ein Spielball zwischen Feuer und Wasser … eine einfach nur verdammt neugierige Laune der Natur.
Aber dann bist da eben auch DU. Und das kann ich mir bis jetzt immer noch nicht erklären. Weil, mal bist du wie Feuer, mal wie Wasser, mal vor mir, mal hinter mir, aber irgendwie immer auch IN MIR. Und dann noch diese Gefühle, auf die kann ich mir auch überhaupt keinen Reim machen. Das ist schon alles ziemlich verrückt.

… Gedanken halt