Ein kleiner Schritt

Es gibt eine Einsamkeit in uns,
die vermag kein anderer Mensch zu stillen.
Wer niemals unter dem Sternenzelt saß,
und sich in der Größe dieser Schöpfung
nicht auch mal verloren und nichtig wähnte,
der hat sie noch nicht kennengelernt.
Wer noch kein lautes „Warum nur? …“
„Warum das alles – Warum bin ich hier?“
in den Himmel hinauf gestoßen hat,
der war noch nie wirklich allein,
um seine Einsamkeit spüren zu können.
Doch sie wirkt auch im Verborgenen,
sie verbindet Menschen und Dinge
mit ihren unsichtbaren Fäden;
man kann ihr nicht wirklich entrinnen.
Früher oder später müssen wir alle
von ihr kosten und sie erfahren.
Und es waren die großen Helden,
die sich ihr und sich selbst auf
ihren Heldenreisen gestellt haben,
und die darin zu Weisen wurden.
Diese Einsamkeit ist nämlich nicht,
was sie auf den ersten Blick scheint.
Sie ist nur die Angst vor sich selbst ..
vor seiner wahren Größe,
Verantwortung und Individualität.
Erst in dieser Einsamkeit können
wir uns selbst wirklich begegnen.
Manchmal müssen wir dazu
durch ein Meer der Tränen wandern,
in dem wir zu unserer wahren Größe
erst erwachsen können.
Hinter der Einsamkeit verbirgt sich
unser wahres Selbst. Nichts anderes!
Und begegnen wir uns selbst,
begegnen wir in dieser Einsamkeit
einem ganz anderen Gefühl nämlich,
dem Gefühl des All-Eins-Seins.
Es ist nur mehr ein kleiner Schritt
von der Einsamkeit bis zum Einssein.
„Atman sei Brahman“, sagen die Hindus –
das Selbst des Menschen sei auch Gott.
Und sogar die Bibel lässt uns wissen,
dass der Weg zu Gott nur durch
den Menschen selbst führt.
Nur wer ganz Mensch wird, der kann
hinter die irdischen Dinge schauen.
In der Akzeptanz völliger Trennung und
in Vergegenwärtigung der Vergänglichkeit
erfährt der Mensch wieder
die Verbundenheit aller Dinge.
Das ist das ganze Geheimnis.
Das eine scheint immer nur im anderen.
Nichts kommt allein in diese Welt.
Die Einsamkeit ist nur ein Nebel,
in dem wir uns selbst verbergen.
Wer wir wirklich sind, das erkennen
wir erst, wenn er ganz abzieht.
Und nur dann erkennen wir auch,
wer die anderen wirklich sind.
Und hier und da sogar,
erkennen wir uns ineinander.