Neunzehn alte Gedichte (14)

Die Toten scheinen uns jeden Morgen ferner,
去者日以疏,
die Lebenden rücken uns allabendlich näher.
生者日已亲。
Ich schreite durchs Stadttor, den Blick zum Horizont,
出郭门直视,
doch ich wandere nur an Hügelgräbern vorbei.
但见丘与坟。
Die alten Totenacker wurden zu Feldern gepflügt,
古墓犁为田,
ihre Kiefern und Zypressen schlug man zu Feuerholz.
松柏摧为薪。
Die Pappeln wiegen sich schwermütig im Wind,
白杨多悲风,
ihr Ächzen, ihr Knarren ist kaum zu ertragen!
萧萧愁杀人!
Mein Fernweh wich längst der Sehnsucht nach Heimkehr,
思还故里闾,
ich will zurück nach Hause, doch da ist kein Weg mehr.
欲归道无因。

Gedicht No. 14 (之十四) aus:
Neunzehn alte Gedichte“ (古诗十九首; Gǔshī shíjiǔ shǒu)
– Neuübersetzung J. Jakait –


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