Selbst ist die Frau

„Medizin an Bord“ – hört sich nach einem weiteren erste Hilfe Kurs an, den ich da am Wochenende in Köln besuchte. Aber weit gefehlt. Keine Herz-Lungen Wiederbelebung, keine stabile Seitenlage – das hatten wir doch alle schon. Und auch wo ich wochenlang in diesen Kursen saß, sein wir mal ehrlich, was nützt mir das allein das draußen auf hoher See. Nein, dieser Kurs hier war anders. Und es war der sinnvollste Medizinkurs den ich bis jetzt besuchen durfte.

Was tun, wo wirklich kein Arzt, kein Krankenwagen zu erwarten ist. Was tun, wo eine sofortige Abbergung unmöglich ist oder es viele Tage bis zum nächsten Hafen braucht. Injektionen, Zugänge legen, Infusionen, Wunden vernähen, Gelenke einrenken, Brüche behandeln, Unterkühlung / Überhitzung, Seekrankheit, Exikkose, Zahnerkrankungen … – das sind die Themen für die ich gespannt 300 Kilometer nach Köln gekommen war.

Es ist nicht wirklich leicht einen solchen Kurs zu finden. Und wo sie gegeben werden, da sind sie oft sehr schnell ausgebucht. Verständlicherweise. Einen ganz besonderen dieser Kurse organisiert die Sailing Office Segelschule Köln, und ich war sehr glücklich darum, dass mir ein Platz freigehalten wurde und Jochen Vetter mich einlud. Ganz lieben Dank noch mal dafür!

Geleitet wurde der Kurs von Dr. Elmar Kleimann, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am St. Franziskus-Hospital in Köln. Ja dann kann ja nichts schief gehen. Zwei Tage, volles Programm: Theorie und reichlich Praxis. Nah am Alltag. Ungeschminkt.

Ich würde jedem Segler, jeder Besatzung eines Bootes raten einen solchen Kurs zu besuchen. Auch wo’s nicht allein im Ruderboot über den Atlantik geht. Klar ist meine Situation hier eine etwas andere. Und natürlich kennen wir alle die Geschichten von Einhand-Seglern, die sich mit Takelgarn die Platzwunden vernähten, sich an der Bordwand die Schulter wiedereinrenkten. Die wenigsten Menschen können sich so etwas wirklich vorstellen. Auch ich habe gewaltigen Respekt und weiß sehr wohl um die Probleme in der Realität solcher Ereignisse. Aber ich weiß eben auch aus eigener Erfahrung, dass es Situationen gibt in denen der Mensch zu so etwas fähig ist. Und was nützt am Ende dann der Wille und die sterilste Nadel, wo man nicht weiß was damit zu tun ist. Das muss nicht unbedingt auf einem Ruderboot in der Mitte des Ozeans sein – aber hier bin ich allein, und in besonderer Weise auf eine gute Vorbereitung angewiesen.

Meiner Freundin wurde beim Betrachten der Bilder schwummrig – nun denn, es sind nur Schweinefüße. Aber wer’s nicht mag, der steigt jetzt besser aus.

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