Bad hair day No.5

Sehr ruhig heute. Wind unter 5kn. Wieder heiß in der Kabine. Schaukelt aber immer noch genug, um mich für Tippfehler nicht entschuldigen zu müssen *g. Im Moment habe ich Ruderpause, bemerke aber, das ich mir wirklich die Seebeine verdient habe, und mein Körper endlich zielsicher durch den Raum krabbelt. Wenn ich überlege, ich benötigte noch vor 3 Tagen bis zu 5 Minuten, um die Rufnummer des Tankers auf Kollisionskurs vom AIS Plotter abzulesen. Kein Scherz!- sass vor dem Monitor und schaffte es nicht die 9 Ziffern zu fokusieren, oder stieß mir den Kopf und vergaß sie wieder auf dem Weg zum Funkgerät (30cm!). Bin mit dem 3-Punkt Gurt nachts gerudert, so schwummrig war mir. Aber jetzt: Alles super! Ich kann nicht genug Wellen bekommen. Kämpfe um jede Seemeile, versuche zu trimmen, zu optimieren, fasse das wirklich auch langsam als tägliche Herausforderung auf: Immer noch einen Ticken schneller als gestern bitte!

Aber nach über 35sm/d in den letzten Tagen, lag meine heutige 24h Distanz bei „nur“ 25sm. Konnte aber auch kaum mehr sitzen. Hätte mich schon von Anfang an besser um meine Haut kümmern müssen, habe ja 9Kg an Medikamenten und Cremes dabei, aber ich gestehe, durch die Seekrankheit war mir das Rudern dann schon genug, und ich bin mit den nassen Klamotten in irgend einer Ecke zusammengesackt zum schlafen. Nun sehe ich etsprechend aus. Sonnenbrand am Rücken (natürlich war niemand zum eincremen da, also habe ich den völlig „vergessen“). Schmerzhafter Ausschlag überall sonst wo Salzwasser sein Tatwerk verbringen konnte. Den Sonnenbrand bemerke ich aber wenigstens kaum, da die Wirbel und Rippen gottseidank auch wenigstens geprellt sind, und das locker überstrahlen 🙂 Nein, schon ok. Viele blaue Flecken, aber das gehört halt dazu. Sieht mich ja eh keiner hier draußen. Hier, wo sowieso jeder Tag ein „Worst Hair Day“ ist. Aber: Ich habe wenigstens kaum Blasen an den Händen, das neue Griffband ist wirklich sensatationell. Und mein Gesicht, welches ich immer brav eincreme, vertägt die Luft und Sonne auch sehr gut.

Heute dann endlich mal ein Vollbad in Süßwasser. Habe die Wanne (Eimer) mit ganzen 500ml Trinkwasser gefüllt. Was ein Luxus! Kein Vergleich zu den schmierigen Babytüchern, mit denen ich mir sonst das gröbste Salz von der Haut zu schrubben versucht war.

Also, alles nach wie vor in Ordnung. Es ist taff, aber die Momente in den ich vor Glück sprachlos bin, wiegen das mehr als auf. So begleiteten mich heute morgen hunderte von winzigen Fischen, die wie Silbertaler aus dem Wasser sprangen und im frühen Sonnenlicht funkelten. Und die Sonnenuntergänge … nunja … ich beneide Euch nicht um den Winter 🙂

Sonstiges: Erster toter Tintenfisch an Deck heute Morgen. Nicht schön, gehört aber leider immer dazu. Keine weiteren Schäden am Boot bisher. Nur dieser b***** iPod, ach Mist!, da waren meine ganzen Songs und Audiobücher drauf – habe nur wenige als Backup. Nun wird das endgültig ein sehr stilles Projekt. Hatte zu Hause noch tagelang versucht, mir ein Backup meiner Lieder zu ziehen, und bin gescheitert. Und jetzt geht tatsächlich auch das Gerät kaputt. Mir dünkt die Situation will mir etwas mitteilen. Row for Silence … also auch ohne iPod bitte. Ok! Das ich seit gestern trotzdem Musik im Ohr habe, verschweige ich mal ganz dezent. Mir erzählte mal jemand, das wäre normal, das wären die Lieder der ertrunkenen Seefahrer, die am Grunde des Ozeans unter mir liegen und da sängen. Nunja, dann sind sie es auch sicherlich, die (vor allem Nachts) meinen Namen rufen. Komisches hört man hier draußen im Wind … und seltsame Dinge zeigt dir der Ozean zwischen den Wellen. Wirklich faszinierend.