Ein Fuss im Strom des Alltages

Ein langes Wochenende liegt hinter mir. Endlich zurück in meinen vier Wänden, endlich die komplette Familie und meine Freunde zurück in meinen Armen. Vorsichtig auf dem Weg zurück in den Alltag. Nach wie vor suche ich noch einen kleinen Teil meines Kopfes … er ist noch immer nicht an Land angekommen, fürchte ich. Ganz sicher treibt er noch auf dem Ozean und wartet darauf, dass ich ihn da draußen irgendwann abhole. Das ist kein Problem: Denn längst arbeite ich an einem Rettungsplan wie ihr wisst. Ja! Ich werde auf den Ozean zurückkehren! Das hier, die Überquerung des Atlantiks in einem Ruderboot, war nur der Anfang. Es wartet das nächste Abenteuer, es ruft mich längst der Pazifik. Es ist noch immer viel zu früh einen konkreten Plan vorzulegen – nach der ersten Abschätzungen des Aufwandes ist mir noch immer etwas schwindelig. Aber nach all dem gewaltigen Medienecho, nach all dem Feedback der unzähligen Leser, kann ich nicht einfach stillsitzen und auf das Vergessen warten. Der Ozean hat mich angefixt – ich hänge an der Nadel und will mehr davon. Die Nähe zu den Walen und Delfinen, den Fischen – die unglaublichen Erlebnisse mit den Meeresbewohnern haben ein Feuer in mir entfacht und beseelen mich mit einem vielfachem der Energie, die ich nun zum Schutz dieser Lebewesen -meiner Begleiter- einsetzen möchte. In meiner Seele lodert ein Grossfeuer! Und nun ist auch plötzlich kein Salzwasser mehr zum löschen da, das ich bisher als Medium für unsere Botschaft benutzte und mit meinen Ruderblättern zerteile, nein, nur noch dickes, dickes Herzblut! Nach all meinen Erlebnissen, nach all den Unbegreiflichkeiten der Schönheit dieses Ozeans, kann ich nicht anders als einfach weiterzumachen und mit allem Idealismus und all der romatischen Verklärung darauf hoffen noch mehr bewegen zu können.

Ich sitze hier und habe gerade die ersten Statistiken der Medienarbeit zugeschickt bekommen … und bin mal wieder fassungslos. Vieles habe ich bisher nicht gesehen und gelesen, erst seit einigen Tagen zurück in der Zivilisation. Wir haben mit dieser Kampagne weit, weit mehr als einhundert Medien bedient. Offline und Online. Artikel in sogar den großen Tageszeitungen und Magazinen in Deutschland, Österreich und in der Schweiz. Nachrichten und Interviews im Radio und Fernsehen. Die Deutsche Presseagentur hat immer wieder sachlich berichtet und dabei zwischen all meinen Erlebnissen stets die Problematik des Unterwasserlärms dick unterstrichen. Großartig!

Ist also Zeit mich mal so richtig hier zu bedanken! Bei meiner Familie und meinen Freunden, bei all den Lesern, die mich über den Ozean getragen haben. Bei Sigrid und Vera von OceanCare, die so sehr an mich glaubten und mich unterstützten – vor allem wo ich meine Grenzen erreichte. OceanCare hat wichtige Ziele vor Augen und ich bin richtig stolz auf mich, dass ich es nicht vermasselt habe und mit dieser Aktion einen kleine Beitrag zum Schutz der Meere leisten kann. Und davon bin ich überzeugt! Auch wenn einige Menschen immer daran zweifeln, dass dieses Projekt langfristig einen Unterschied machen kann. Dann muss ich eben nachlegen … weitermachen. Muss ein neues Projekt nachschieben um meine Begleiter im Ozean: Wale & Delfine und Fische zu schützen. Ich bin eine „schreckliche“ Idealistin geworden – aber Pessimismus ändert auch nichts – und also solche darf ich den Ozean romantisieren und immer darauf hoffen, dass wir Menschen irgendwann begreifen was wir diesem Planten antun. Ich habe in die Augen eines Wales geschaut und ich kann bis heute nicht beschreiben, was dieser Moment in mir bewegt hat. Ich werde aber weiter versuchen es irgendwie in Sätze zu gießen … vielleicht gelingt es mir irgendwann besser.

Ein dickes Dankeschön auch an das Team von Shifting Values e.U., die in letzter Minute, bei quasi lächerlichem Budget auf meiner Seite, für die Medienarbeit eingesprungen sind und dafür Sorge trugen, dass ich mich, abgenabelt von der Welt, auf das Rudern konzentrieren konnte, und mich nicht darum sorgen musste, in den Medien aufgrund meiner mangelnden Medienerfahrung und Nichterreichbarkeit als Wahnsinnige verheizt zu werden. Sie trugen mit hervorragenden Pressemeldungen auch maßgeblich dazu bei, dass die tatsächliche Vorbereitung und die umfassende Planung dieses Projektes auch kommuniziert wurden, und nie der Eindruck entstand, ich wäre mal ebenso ins kalte Wasser gesprungen und losgerudert. Absolut professionell von ihnen begleitet, verstanden sie es stets mich auf den Punkt zu informieren und auf anstehende Events vorzubereiten, und dass bei meinen extrem begrenzten Möglichkeiten zur Kommunikation tausende Kilometer entfernt vom Festland. Ich bin schwer begeistert von Nikolas und seinem Team!

Ich bedanke mich natürlich auch bei meinen Sponsoren und Supportern. Ich meine, es gehört einiges dazu das Vertrauen in so ein Projekt zu setzen. Es bedarf einiges an Überzeugung und durchaus auch Mut um ein Logo auf diesem Ruderboot zu platzieren. Es gibt immer ein Restrisiko – bei bester Planung und Vorbereitung. Ozeanrudern ist und bleibt nun mal ein Extremsport – und der Ozean eben ein großer, gewaltiger Ozean. Aber gerade dank meiner Sponsoren konnte ich am Ende auch auf das beste und zuverlässigste Equipment zugreifen, und somit die Sicherheit maximieren. Wie ich immer sagte: Ich wäre niemals abgelegt, wo ich in meiner Erfahrung auch nur den winzigsten Zweifel gehabt hätte, dass ich das schaffe. Ich bin nun stolz, dass ich mich beweisen durfte und ich danke meinen Sponsoren, dass ich dieses Boot mit gutem Gewissen in Portugal ins Wasser lassen konnte.

Und nicht zuletzt bedanke ich mich bei allen Medien die das Projekt begleitet haben über die rücksichtsvolle, sachliche und umfangreiche Berichterstattung, in der sich immer wieder ein dicker Verweis auf die Umweltkampagne gegen den Unterwasserlärm fand. Ich glaube fest daran, dass durch die Berichterstattung tatsächlich etwas bewegt werden konnte und ich gebe mein Bestes, um auch in Zukunft mit vergleichbaren Projekten wieder spannenden Geschichten erzählen zu können.

Und nun?

Ein Buch! Ich schreibe ein Buch! Keine Ahnung ob ich es selbst verlege oder tatsächlich einen kreativen Verlag finde. Ich möchte es schreiben, es hilft mir unglaublich das Erlebte zu reflektieren und vielleicht findet es einige neue Leser am Ende. Glaube schon, doch. Zuvieles konnte ich während der Reise nicht bloggen – schon aus Rücksicht, dass man sich zu sehr sorgt. Es gibt also noch so viele Zeilen, die ich nun endlich loswerden möchte. Ich denke ein Buch ist der richtige Ort. Jetzt, wieder sicher an Land, bin ich auch mutiger mit dem Schreiben.

Noch warten auch 20 SD Karten von Panasonic darauf gesichtet zu werden. 640 Gigabyte an Fotos und Videos. Eine Mammutprojekt die wirklich guten Sequenzen herauszuschneiden. Ich habe einfach immer und überall draufgehalten und oft nicht wirklich das Ziel erwischt bei dem starken Seegang. So nach und nach werde ich nun die ersten Bilder einstellen