Ich bin keine Normvorstellung!

Meine Ohren waren früher viel zu klein und dann auch noch unterschiedlich groß. Ich fand das Klasse, als ich es bemerkte und zeigte es stolz! meinen Freunden. Einer fing an zu lachen, dann die anderen. Es war mir jahrelang peinlich dann. Und schlimmer noch: ich begann am anderen auch „Besonderheiten“ als Makel zu kritisieren, die mich kritisierten, weil sie bestimmt auch mal kritisiert wurden. Am Ende hatte das mit mir und meinen Ohren gar nichts zu tun aber ich kritisierte einfach bald jeden dafür, dass er nicht unserer und damit nun auch meiner „Normvorstellungen“ entsprach. Ein Teufelskreis!
Diese Gedanken kamen gerade in mir hoch, als ich über eine Schlagzeile stolperte, und mir übel wurde, weil ich in just diesem Augenblick erst begriff, wie sehr ich mir zwar bewusst über viele Medienmanipulationen bin, die jeden Selbstwert zerstören würden, wo sie unbewusst wirken könnten – aber wie ich weitaus schlimmere Mechanismen eben nicht erkannt habe! Sprengstoff, den ich einfach geschluckt habe, der unbemerkt mein Selbstbild zerstört und sich wie Säure durch mein Herz frisst. Die Meldung?
„Michelle wird 40! So sexy zeigte sich der Schlagerstar noch nie“
Fressen wir einfach! Definiert unbemerkt die „Norm“ weiter, während wir uns naiv über Diätheftchen und offensichtlich editierte Coverbilder aufregen.