Das Wort zum Wahlsonntag …

Jetzt kann man nicht mehr wegsehen, das Verborgene hat sich offenbart – das Problem ist mehr als nur drei Buchstaben oder die Höhe der Wahlbeteiligung. Ich persönlich bin davon überzeugt, dass die AfD keine akute Bedrohung für unsere Demokratie ist, ganz im Gegenteil. So etwas muss eine echte und starke Demokratie aushalten und dem muss sie die Stirn bieten können, um daran sogar noch zu wachsen. Das Wahlergebnis ist auch eine Chance für die Volksparteien zur längst überfälligen Selbstkritik und um zu einem echten Dialog, mit gesunder Streitkultur um gemeinsame Werte, zurückzufinden. Jetzt gilt es wieder mehr Profil zu entwickeln und die „abgehängte“ Bevölkerung wieder einzusammeln, statt nur Wählerstimmen für die nächsten Landestagswahlen. Krönchen richten, auf gehts! Ich mache mir da keine Sorgen. Die AfD wird sich selbst zerlegen oder auch im Sinne der Demokratie reformieren müssen. Das haben die Linken auch schaffen müssen. Das Volk ist nicht dumm – aber viele sind wütend und Wut macht dumm.

Und letztlich: da stehen jetzt auch 87% der Wähler, die diese Partei nicht gewählt haben. Vergisst man schnell. Das sind übrigens 90,6% aller Wahlberechtigten und fast 94% aller Bundesbürger.

Wie viele Menschen haben eigentlich die AfD gewählt? Habe mal nach einer Hochrechnung gerechnet:

Stimmen der Wähler: 13 %
Stimmen aller Wahlberechtigten: 9,4%
Anteil Gesamtbevölkerung: 6,75%

Macht bei 81,4 Millionen Bundesbürgern = 5,48 Millionen AfD Wähler
= also etwa jeder 13. Deutsche hat bei der AfD ein Kreuz gemacht

Heißt: 75,9 Millionen wählen nicht AfD! Schön, oder?!

PS: Wer jetzt weiter den alten Film aus dem Jahre 1933 fahren will und mit dem frühkonditionierten Panikschieben und dem Schnapp-Atem-Automatismus nicht aufhören kann, wie einige der Kommentatoren in meinen Facebook-Postings:

Wir schreiben nicht mehr das Jahr 1933. Das war keine Scheinwahl heute und unsere Gewaltenteilung ist inzwischen glücklicherweise auch eine andere. Irgendwann muss man auch mal damit aufhören.

Wir haben heute andere Probleme zu bewältigen, wäre gut und äußerst wichtig, erstmal diese Hier & Jetzt anzunehmen. Wir haben ausnahmsweise gerade mal keinen Weltkrieg verbockt, verhungern nicht und sind auch sonst von keinem akuten Reparationszahlungstod oder Feindbild wirklich bedroht. Wir sind durchaus geschichtssensitiv, lernfähig, vernetzt und gebildet … und ohnehin viel zu faul, und eher zu übergewichtig und zu bequem für eine ernstzunehmende Neuauflage der Geschichte. Wir stehen uns doch schon selbst genug im Weg – und sind meist schon mit dem Feind im Badezimmerspiegel mehr als überfordert – also eigentlich alles im Lot und so ganz modern und Luxusproblem.

Diese ewigen Abgleiche mit der NS-Zeit gehören IMMER in den Hinterkopf, ja, aber man kann sich die Katastrophe auch regelrecht herbeifantasieren, weil vielleicht sonst nix los ist im Leben, was das Adrenalin mal steigen lässt – weil grad auf RTL nix Spannendes mehr läuft und im Dschungelcamp und bei DSDS keiner rausgewählt oder ins Finale reingewählt werden kann.

Ein paar Verirrte gab und gibt es immer, früher wie heute, im Fernsehapparat, vorm Fernsehapparat – in der Wahlurne, vor der Wahlurne. Schauen wir dass wir selbst nicht genauso lebensgelangweilt, wütend und ängstlich überaggieren wie DIE. Leben wir die Freiheiten, die wir heute haben – und leben wir sie anderen vor und zeigen ihnen, dass es „anders“ geht!

Meine Güte, wir haben 2017, wir haben ein Problem, wir müssen uns neusortieren, analysieren und uns zusammenreißen. Eine Belastungsprobe, auch das braucht eine Demokratie mal, sonst schlafen die Menschen darin müde ein und nehmen ihre Freiheiten als selbstverständlich hin und merken gar nicht, wie die Fesseln wieder langsam mehr werden.

Die Meisten haben nicht als fanatische Anhänger die AfD gewählt, sondern die anderen Parteien aus Frust abgewählt. Frau Meier und Herr Schmitt im Hamsterrad und in der Sorgenspirale also. Sowas passiert. Betrachten wir mal ihre Hamsterräder genauer, hören uns ihre Sorgen mitfühlender an und reichen öfters mal die Hand. Dann kümmert uns auch der Badezimmerspiegel weniger btw. – so ein bisschen weniger Egozentrik und mehr wirklicher Dialog und Nächstenliebe schaden keinem von uns. Und dann geht bei der nächsten Bundestagswahl auch der Stern der AfD wieder unter und die Sonne, wie jeden Morgen sonst auch, über Dunkeldünkendeutschland und dem Schwarzwald wieder auf.“

Der größte Gegner der Freiheit ist nicht die AfD.
Es ist die Angst!
In JEDEM von uns.

Und vielleicht habe ich Unrecht mit allem. Aber auch das wird unsere Demokratie verkraften. Versprochen.

Amen.

#wahl2017

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