Ich wähnte mich frei …

Wo der dunkle Vorhang nun fällt,
der mich von der Wahrheit trennt,
da muss meine Seele bereit sein,
auf eigenen Beinen zu stehen.
Die dunklen Schnüre an meinem Leib,
die bisher unbemerkt meine Glieder

und meine Gedanken geführt haben, –
in diesem Licht nun werden sie sichtbar.
An jedem seidenen Faden scheint mein
ganzes kostbares Leben zu hängen, –
und doch entpuppt sich jeder Faden
als eine einzige große Lüge.
Ich schneide sie durch, und es schmerzt auch,
als würde ich mir die Glieder selbst abtrennen.
Wie bequem es doch immer war,
einfach nur an Schnüren zu hängen.
Fortan trägt mich nichts mehr.
Und niemand trägt mich mehr.
Ich lasse alles los und alles zurück,
auf dass die Seele leicht genug wird,
um in dieses Licht, in Gott einzugehen.
Alles andere vergeht und versinkt nur
in der ewigen Dunkelheit.
Es gibt keinen anderen Weg! –
Ich bin bereit, ihn ganz zu gehen.

j.j.