Loslassen

Loslassen … die große Lektion meines Lebens gerade. Alles loslassen, fließen lassen, bewusst wahrnehmen und im Gegenwärtigen präsent bleiben. Dann offenbart es sich wieder, das Unglaubliche und Undenkbare, und mit was für einer Kraft! Egal ob mir morgen das Finanzamt droht, ich übermorgen auf der Straße sitze oder der TÜV seit sieben Monaten fällig ist … ich tue was getan werden kann, vertraue mir und meinem Herzen, Schritt für Schritt, Tag für Tag; ich gebe mich hin, aber liefere mich nicht mehr aus. Meine Seele hat andere Prioritäten, als die Vergangenheit oder Zukunft in dieser kleingeistigen Welt, in der sich die Gedanken weiter drehen wollen. Nun will alles einfach nur gesehen werden, als das, was es wirklich ist. Aber wer kann das schon verstehen?!

Es war ein unglaublicher Überlebenskampf über Monate, und womöglich still erduldend über Jahrzehnte … so viele Konzepte im Kopf, wie alles sein müsste und was ich so dringend zu tun hätte, was aber einfach nicht mehr gelang, weil es gegen ein zutiefst wahrhaftiges Gefühl verstieß. Ein Kampf gegen Windmühlen war das. Und mit jedem Windrad das du anhältst, beginnen irgendwo zwei weitere Räder zu drehen. Je mehr du dich hingibst, aufhörst zu planen und zu kämpfen, und diesen Irrsinn zu durchschauen beginnst, umso mehr Gas gibt der Kopf, umso mehr will er sich verwickeln; erst im schönen Schein einer Welt, die er sich erhofft, und wenn das nicht mehr gelingt und Enttäuschung sich breit macht, eben in seinen dunkelsten Schatten. Die Vergangenheit in die Zukunft denken, das ist alles was Gedanken können. Und wo dies nicht mehr konstruktiv geschieht, und uns wirklich dabei hilft von A nach B zu gelangen, da werden Erinnerungen transformiert, in Hoffnungen oder Ängste, da läuft ein Film, mehr nicht. Und doch bleibt jeder Gedanke in seiner Natur leer, unwirklich und vom Gegenwärtigen und Wahrhaftigen entrückt. Ganz gleich ob diese Gedanken zur Routine oder gar Sucht verkommen sind, sie werden nicht wirklicher, nur weil sie ununterbrochen gedacht werden und die Gedanken davon überzeugt sind. Dem Schein erscheint sein Schein als wirkliches Licht. Doch seine Welt ist eine Lüge! Sein Selbst ist eine Lüge! Du bist so viel mehr als du denken kannst!

Dem Intellekt der sich durch Konditionierung verselbstständigt hat, ist jedes Mittel recht, sofern nur fortgedacht werden kann, was Kultur und Gesellschaft seit tausenden Jahren denken. Und wenn du weg bist, denken deine Kinder weiter. Und jedes Problem ist recht, wenn nur weiter nach Lösungen gesucht werden kann, denn Lösen ist Lernen, und je mehr wir lernen, umso komplexere Probleme können erdacht werden. Ein Teufelskreis, und je mehr man heraus will, desto tiefer gerät man hinein. Und ganz unten wartet die Hölle. Ich war da. Beginnt man das Spiel zu durchschauen, scheint schnell alles hoffnungslos und verloren, und die Dunkle Nacht zieht ein im Kopf. Der komplette Sinnlosigkeitsverdacht.

Und da sitzt du dann, nimmst die endlosen Gedankenschleifen wahr, und der Verdacht erhärtet sich mit jedem weiteren Gedanken: Dieser Verstand ist nicht mein Freund, geschweige denn bin ich das, was er da über mich denkt und mir einredet … und er denkt zum großen Teil nicht mal eigene und bewusste Gedanken. Er hat sich verselbstständigt und plappert nach, was die Welt ihm vorplappert, egal ob irdisches oder überirdisch spirituelles Geplappere. Jedes Wort ist entliehen. Clever ist er geworden, gerissen wie ein Teufel. Überzeugende Fantasiewelten, in denen er mit sich selbst ringen kann! – So wirklich scheinen sie, dass sie das Bewusstsein fesseln. Und unsere Welt fügt sich langsam diesen Gedanken. Die Umstände folgen der Einstellung. Ein großer Zirkus … was für ein unglaublich großer Zirkus. Doch solange einen das Programm in der Manege noch unterhält, wird keiner aufstehen und gehen. Nichts von dem was wir denken ist wahr und wahrhaftig. Nichts. Meinungen, Welt- und Selbstbilder, Abstraktionen, Abbildungen, Konzepte …. aber die Wirklichkeit ist eine völlig andere Welt. Gedanken haben keine Ahnung wer wir sind und was diese Welt ist. Das müde Lächeln im Spiegel morgens ist jedenfalls nicht die Begrüssung der Wirklichkeit und des undenkbaren Wunders, das du eigentlich bist.

Freiheit, welch großes Wort! Doch jede Freiheit die im Kopf versprochen und erhofft wird, führt nur tiefer hinein in dieses Gefängnis. Wir sind frei! … so unvorstellbar frei! Aber genau das mussten wir als erstes vergessen. Jede Freiheit hat nun ihren Preis, und wenn es das vehemennte Verdrängen der eigentlichen Unfreiheit ist, und andere und dieser Planet den Preis für uns mitbezahlen müssen. Dann hört man sie, die Kopfstimmen des Gewissens, des Mitleids und der Empathie, die sich um den Mantel des echten Mitgefühls streiten. Das Herz weiß es besser, sieht es doch die Welt, wie sie wirklich ist … und die Menschen, wie sie wirklich sind. Und es findet die richtigen für sich, wenn es wieder auf seinem Weg ist.

Aber wen kümmert das, solange der Kühlschrank voll ist, das Leben selbstverständlich und unendlich erscheint, genug Pferdewagen durch die Kopf-Manege brausen und ein Clown ab und zu einen erheiternden Witz über diese Welt erzählt. Alles funktioniert, solange wie es nur funktioniert …

Vor ein paar Tagen auf Facebook veröffentlicht.