Die Welt verschläft

Allein der, der ganz erwacht, 
vermag erst zu begreifen,
wie tief er sein Leben lang 
nur geträumt und geschlafen hat.
Erst wenn er hochschreckt
aus diesem großen Traum,
kann er zweifellos erkennen, 
dass die ganze Welt nur verschläft.
Gesegnet sind die Leidenden,
die Sehnenden, die Suchenden,
die nicht so recht entschlummern;
nur ahnen sie es leider selten.
Sie sind sich selbst, ihrem Herzen –
und damit Gott! – bereits viel näher,
als das höchste Gebet in der Kirche. 
In völliger Dunkelheit und Enttäuschung, 
unbeirrt von jedem irdischen Schein, 
wachen sie letztlich eben doch auf, 
um endlich wieder einzugehen,
ins wahrhaftige Licht der Lichter:
ins Göttliches und in die ewige Liebe. 
Nur wessen Seele sich noch erinnert,
der vermag auch zu verstehen.

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Der Körper selbst
kam wie eine Krankheit
über die Seele.
Fleischgewordene 
Vergänglichkeit;
der freie Fall der Lust
ins bodenlose Nichts.
An welche vergänglichen 
und verfallenden Dinge
sich die Finger und
Gedanken auch klammern,
alles, alles fällt.
Und steigt sie nicht auf, 
so fällt auch die Seele.
Und fällt.
Und fällt.
Und fällt.

– – – – –

Was könnten Worte
schon anderes bewegen,
als deine Überzeugungen.
Was kümmert es dich also, 
ob sie wahr oder unwahr sind.
Bewegung macht das Leben;
Veränderung ist seine Gestalt.
Die Wirklichkeit
vermögen sie niemals 
zu berühren.

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Der Dumme hält sich für das Höchste.
Der Kluge weiß sich als einen Narren.
Der Weise kennt das Höchste.
Der Erwachte erfährt des Höchste.
Der Erleuchtete ist das Höchste.
Dazwischen mögen jeweils
eintausend Leben vergehn.