Die Luft zum atmen

Ich äußere mich äußerst ungern zum Thema Klimawandel und zur Abholzung der Regenwälder. Es gibt unzählige Gründe, die Natur zu schützen, aber es erschreckt mich bisweilen, dass wir panische Klimaschutzdebatten auf Grundlage völlig falscher Annahmen führen. EINE dieser unsinnigen Annahmen ist, dass die Wälder unsere Luft zum atmen generieren und Kohlendioxid binden. Was denn sonst!, könnte man meinen… und auch wenn wir das in der Schule lernen, es bleibt trotzdem FALSCH!

Der Wald verbraucht selbst so viel Sauerstoff, wie er durch Photosynthese generiert. Etwa die Hälfte des Sauerstoffs wird bei der Verrottung des organischen Materials wieder in Kohlendioxid umgesetzt, die andere Hälfte setzen die (beteiligten) Mikroorganismen um, die in diesem Wald leben. Jedes Biom ist in seiner Sauerstoff-Kohlendioxid Bilanz ausgeglichen. Es bringt also wenig, nun schnell mal Millionen von Bäumen in Monokulturen zu pflanzen! Im Gegenteil, es generiert unzählige neue Probleme. Künstliche Wälder sind z.B. viel anfälliger für Waldbrände, Sturmschäden und Schädlingsbefall – zahlreiche andere Effekte können wir gar nicht kalkulieren. Die Natur ist eben Natur, weil der Mensch mit seiner „Vernunft“ nicht eingreift – wir können die Natur und das natürliche Gleichgewicht nicht erzwingen, – wir können nur aufhören die Natur zu zerstören und sie möglichst in Ruhe lassen und uns darin einfügen. Greifen wie an einer Stelle ein, zeigt sie uns an anderer Stelle den Mittelfinger.

Der Kohlendioxidanteil in der Atmosphäre liegt bei etwa 0,04 Prozent – durch Photosynthese aller Pflanzen dieser Erde kann also unmöglich mehr als 0,04 Prozent Sauerstoff in der Atmosphäre erzeugt werden. (Photosynthese bedeutet: Wasser + 6 CO₂ → Glukose + 6 O₂) Wäre übrigens zu wenig Kohlendioxid in der Atmosphäre, würden mehr Pflanzen sterben und verrotten, was wieder Sauerstoff benötigt und Kohlendioxid freisetzt.

Nun sind aber 21 Prozent Sauerstoff in der Luft vorhanden, und nicht nur 0,04 Prozent! Das ist 525 Mal so viel, wie alles, was Pflanzen weltweit mit Photosynthese umsetzen. Wo kommt der Sauerstoff dann her?

Der Sauerstoff wurde über Milliarden von Jahren vor allem im Meer erzeugt. Da das organische Material unter Wasser auf Grund des Sauerstoffmangels nicht verrotten konnte, entstand ein Sauerstoffüberschuss. Dieser reicherte sich in der Atmosphäre an. Das Gleiche passierte unter der Erde mit unseren fossilen Brennstoffen, – sie wurden luftdicht eingeschlossen und konnten nicht verrotten. Auf ähnliche Weise verhindern die Permafrostböden die Verrottung von organischem Material, – tauen sie auf, wird wieder Sauerstoff verbraucht und Kohlendioxid erzeugt. In den Böden ist kein Kohlendioxid eingeschlossen, wie es oft heißt, sondern einfach nur organisches Material (Kohlenstoff, C) das noch nicht an der Luft (Di-Oxid, O₂) verrottet ist. Vereinfacht eben: C + O₂ → CO₂

Genau diesen Sauerstoffüberschuss verbrauchen wir dann auch, wenn wir fossile Brennstoffe verheizen, wie etwa Kohle, die unter Luftabschluss aus Holz entstand oder Öl, das vorwiegend aus Algen gebildet wurde. Entsprechend fällt bei der Verbrennung dann auch das Kohlendioxid an, das vor Millionen Jahren bei der Verrottung angefallen wäre. Nein, gut ist das nicht fürs Klima!, aber verstehen sollte man die Grundlagen besser schon, bevor man nun nach schnellen Lösungen gegen den Klimawandel schreit …. denn gerade schelle Lösungen und „Mehr und mehr von allem“ sind ein Teil des Problems.

Solange wir das nicht begreifen, sollten wir auch nicht wild über Strategien zur Klimarettung spekulieren. Erst wenn wir unsere Rolle in diesem System endlich erkennen, liegt die Lösung geradezu auf der Hand. Was die Unterwerfung und Zerstörung der Natur mit dem Verlust unserer eigenen menschlichen Natur zu tun hat, darüber habe ich dann etwas mehr im neuen Buch geschrieben, das ist dann schon eher mein Thema.

Quellen: Mehr zu den Zahlen findet man z.B. hier im Artikel der National Geographic.