Die Qual der Wahl

Auf keinem Weg und mit keiner Mühe der Welt ist vollkommener Frieden zu erlangen. Nur im Frieden selbst ist jeder Schritt, ist jede Tat vollendet. Im größten Überfluss ist keine Erfüllung zu erspüren. Im Moment tiefster Dankbarkeit und Demut aber wird es keinem mehr an etwas mangeln. In der größten Sicherheit ist keine Ewigkeit zu erfahren. Doch dem Augenblick des höchsten Vertrauens und der vollkommenen Hingabe, die erst wieder aus dem Mut erwachsen, wohnt die Zeitlosigkeit inne. Das längste Leben weiß keine unvergängliche Liebe. Die allgegenwärtige Liebe aber weiß keine Vergänglichkeit. Gedanken kennen keine Wahrhaftigkeit. Wahrhaftigkeit kennt keine Gedanken. Erreichten Zielen folgen bald neue Ziele – aber hier ist hier! Auch jedes Morgen wird bald zum Gestern – aber jetzt ist jetzt! Dem Denken folgt nur Denken – aber sein ist sein! Dazwischen wankt und schwankt der Mensch; bis er stürzt und eben ganz hineinfällt, entweder ins bodenlose Nichts der Gedanken oder in die grenzenlose Weite im Herzen. Hier hat er tatsächlich eine freie Wahl im Leben, doch der wahre freie Wille des Menschen wohnt in seiner Brust, – ist doch nichts so beschränkt, beeinflusst, bedingt und von den Umständen abhängig, wie sein wankelmütiges Denken. Die Frage war also niemals, welchen Weg er im Leben wählt – sondern allein, womit er entscheidet … mit dem Kopf oder mit dem Herzen. Denn nur dort kommt er am Ende auch an.

Die Sonne scheint und wärmt,
aber verschickt keine Rechnung.
Die ganze Erde dreht sich,
und bildet sich nichts darauf ein.
Wolken bringen neuen Regen,
selbst wenn keiner klatscht.
Bäume wachsen in den Himmel,
ohne ihre Größe zu vermessen.
Flüsse fließen zusammen
und annektieren nicht ihren Weg.
Blumen erblühen am Ufer,
ohne um die Bienen zu streiten.
Aber dann …
dann ist da der Mensch.