Die ersten freien Frauen (1)

„Berauscht von meiner Ausstrahlung,
meiner Schönheit, meinem Körper und Ruhm;
eingebildet ob meiner ewigen Jugend,
verachtete ich alle anderen Frauen.
Ich schmückte diesen Körper,
damit ihn die Dummköpfe nur nicht
mehr aus ihren Köpfen bekommen.
Wie eine Hure vorm Bordell,
wie ein Jäger, der seine Schlingen auslegt.
Ich zierte mich mit Reif und Ringen,
um das Verborgene zum Klingen zu bringen.
Ich erschuf ein Trugbild für die Menschen,
während ich sie alle verspottete.


Heute habe ich mir den Kopf rasiert,
und in meiner Schale Almosen gesammelt.
In meiner selbstgenähten Robe
sitze ich unter der Krone eines Baumes
und verweile in der Gedankenstille.
Was ich mit dem Herzen erschaue, sind keine
äußeren Formen und Erscheinungen mehr.
Alle Schnüre habe ich durchtrennt,
– die irdischen, die göttlichen -,
ich habe alles verworfen
was das Herz betrübt und beschwert.
Nun bin ich klar wie das kühle Wasser
eines Gebirgsbaches am Morgen;
ich bin erloschen und bin endlich frei!“

Verfasst von der buddhistischen Nonne Vimala
(ca. 500 v. Chr.; Quelle: Therigatha 72ff., Sutta Pitaka, Pali Kanon)
„Die ersten freien Frauen“

Übertragen ins Deutsche: Janice Jakait

(“Mattā vaṇṇena rūpena, sobhaggena yasena ca; Yobbanena cupatthaddhā, aññāsamatimaññihaṃ. Vibhūsetvā imaṃ kāyaṃ, sucittaṃ bālalāpanaṃ; Aṭṭhāsiṃ vesidvāramhi, luddo pāsamivoḍḍiya. Pilandhanaṃ vidaṃsentī, guyhaṃ pakāsikaṃ bahuṃ; Akāsiṃ vividhaṃ māyaṃ, ujjagghantī bahuṃ janaṃ. Sājja piṇḍaṃ caritvāna, muṇḍā saṅghāṭipārutā; Nisinnā rukkhamūlamhi, avitakkassa lābhinī. Sabbe yogā samucchinnā, ye dibbā ye ca mānusā; Khepetvā āsave sabbe, sītibhūtāmhi nibbutā“ – Vimalā purāṇagaṇikā therī))