Mitternachtslyrik

Es ist leicht dahergesagt,
dass man sein Ego „töten“ soll;
oder dass es nichtmal existiert.
Und manchmal schlittert
man dann auch hinein,
oder meditiert sich hinein,
in einen Moment und Zustand
in dem das Ego, der Geist,
plötzlich abwesend scheint.
Tief. Klar. Unvorstellbar.

Doch das wahre Selbst
ist kein Objekt
das entsteht oder vergeht;
und die Erleuchtung ist
kein Zustand, der einen Anfang
oder ein Ende wüsste.
Auch ist das Ego kein Gedanke,
den es über die Jahre
zu stellen und zu widerlegen gilt, –
nein, das Ego bist du selbst,
in allem was du vermeintlich
weißt, tust und bist;
der Denker und Betrachter
all deiner Gedanken;
der Geist, der über den Geist sinnt
und der das Ersonnene
irrtümlicherweise für den Geist hält;
ein Funke im kosmischen Feuer;
gleichsam Jäger und Gejagter.
Ein Funke, der sich immer
wieder selbst entzünden muss.

Auch ist es klug geschrieben,
wenn da etwa steht,
dass der weise Mann schon
vor seinem Tode sterben muss;
Wohlan!
Doch es ist nicht das Ende
seines vorgestellten Egos;
auch ist es nicht
das Ende all dessen,
was er glaubte, was er sei;
nein, es ist das Ende
all dessen, was er ist,
das jetzt, das hier!
Es ist das Ende alles Endlichen;
das Vergehen alles Vergänglichen;
das Erlöschen des Weltenfeuers,
das alles Irdische verbrennt;
dann erst offenbart sich,
was immer wahrhaftig ist,
Das Licht, in dem jedes Licht scheint:
DAS, dem alles entspringt,
DAS, in das alles wieder mündet.

Es ist weise, wenn da steht,
dass die Erleuchtung
die größte Enttäuschung
für das Ego sei;
doch da ist nichts zu tun,
um dahin zu gelangen.
Keine Macht der Welt
führt in die Machtlosigkeit
und Demut der Liebe,
zu Brahman, zum Dao, zu Gott;
in den Himmel, ins Nirvana.
Wer soll da etwas tun?
Wer soll sich da am Ende
einen Orden an die Brust heften?
Etwa die Liebe selbst?
Wer sollte da schon sagen:
Ich wars!, ich habs vollbracht!
Wie soll etwas erwachen
das nichts als ein Traum ist?
Ein Traum von Liebe und Leben,
die weder Liebe, noch Leben sind.

Jeder will etwas wissen;
irgendwas!
Jeder will etwas tun;
irgendwas!
Jeder will etwas sein;
irgendwas!
Und so weiß er dann,
und tut er dann …
und ist er dann,
obgleich er nichts weiß,
nichts vollbringt.
nichts ist.
Gar nichts.

Es ist nur ein dummes Spiel;
bei dem am Ende alles,
das gewonnen ist,
doch verloren wird.
Und noch viel mehr,