Ein Projekt kommt ins Rollen

Wie Ihr auf Facebook schon verfolgen konntet, ist diese Woche wieder eine ganze Menge am Boot passiert. Ich schrieb bereits, dass ich große Probleme mit den Standard-Kugellagern und Rollen am Rollsitz habe, und mich auf der Suche nach Alternativen befand. Die Anforderung an die Lager und Rollen sind natürlich extrem. Tausende Kilometer, monatelang, ständig von aggressivstem Salzwasser überspült – kein System hatte sich bisher wirklich bewährt. Den meisten Lagern konnte man beim Dahinrosten und Zerfallen zusehen. Selbst nichtrostende Titan- oder Keramiklager versagen in der Vergangenheit kläglich unter der harten Belastung. Was also tun? Es existierte nur eine Lösung, die auch unter dem Gesichtspunkt des Gesamtgewichtes wirklich in Frage kam – eine ungemein aufwendige: hochspezielle Industrielager, die einzig für diese Anforderung gefertigt werden. Aber woher nehmen bei solch‘ knappem Projektbudget? Einzelentwicklung und Anfertigung – das bedeutet Prototypen müssten entwickelt, Versuchsreihen gefahren werden. Nein, unmöglich. Und ich ahnte schon das Boot komplett mit Ersatzlagern und Rollen befüllen zu müssen. Nehme ich halt noch 10 Kilo ab vorher, und plane 30 Tage zusätzlich für den ständigen Austausch der Lager bei hohem Wellengang ein 😉 Aber ok – Nicht wirklich ganz so witzig, natürlich.

Vor wenigen Tagen dann die Überraschung: Eine Firma, die eben genau solche Lager entwickelt und das entsprechende Know-How und Material besitzt, war bereit die ungewöhnliche Herausforderung anzunehmen. Man vereinbarte einen schnellen Termin, und das Team wollten sogar extra aus Dortmund nach Speyer zu kommen, um direkt am Boot den Sachverhalt zu besprechen. Das ist eine Fahrtstrecke von fast 700 Tageskilometern – ich war natürlich sprachlos! Gestern war es dann soweit. Und tatsächlich: Punkt zwölf Uhr stand die Firma LFD Wälzlager GmbH bei mir am Boot. Wow!

Es wurde gefachsimpelt, beraten und, ganz ehrlich, auch viel gelacht. Offensichtlich verfügt das Unternehmen nicht nur über die notwendige Erfahrung, sondern hat auch richtig Spaß an dem Projekt. Perfekt! Das passt einfach!

Mein kompletter Rudersitz liegt jetzt im Labor. Die alten Lager werden genau untersucht. Und am Ende bedeutet das: Es wird eine individuelle, hochspezielle Lösung entwickelt. Keine Standard-Lager und Rollen – keine Kompromisse. Seid gespannt auf das Ergebnis! Und vielen Dank an das Team von LFD für dieses enorme Engagement! Ohne Experten wie euch wäre ich beim Material aufgeschmissen – das muss eben auch mal gesagt werden! Nichts an diesem Projekt lässt sich mal ebenso erledigen, völlig klar. Und alles an diesem Projekt ist eine Herausforderung und ein „Spezialfall“. Ich akzeptiere hier aber auch meine Grenzen in den Fachbereichen, und bin daher wirklich sehr glücklich darum, dass ich mir gerade dann ob der Unterstützung so vieler Experten und Unternehmen in diesem Projekt sicher sein kann, wo ich diese erreiche. Keine Experimente, keine Selbstüberschätzung! „Very german“ – wie man mir jetzt immer wieder nachsagt. Na dann 🙂

Alle Matten, Schlafsäcke, Decken und Kissen von Lestra sind nun auch im Boot. Und das Kojensegel wird gerade von der Seilerei Pohle gefertigt. Sieht also ganz danach aus, dass ich jetzt regelmässig im neuen Boot übernachten werde. Das Team von Bergzeit organsiert mir noch zwei brandneue Jetboil Kocher – also kann ich eigentlich gleich ganz einziehen, oder?

Ach, und im aktuellen Rudermagazin ist soeben ein schöner Artikel über das Projekt erschienen – schaut mal ob Ihr die Zeitschrift irgendwo auftreiben könnt. So, dass waren die News.

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